Zecken

Die Zahl der Zecken sowie die Fallzahlen der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) werden langfristig steigen. Zu diesem Ergebnis kommen Experten bei einer Pressekonferenz im Februar an der Universität Hohenheim in Stuttgart.  Zwar sei die Zahl FSME-Fälle in Deutschland im Jahr 2023 gesunken – doch diese Entwicklung sei trügerisch. Langfristig gehe der Trend nach oben betonen Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim, Dr. Rainer Oeme, Laborleiter des Landesgesundheitsamts im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg und Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Ein Grund dafür ist, dass die Zecken, welche die Krankheit übertragen, inzwischen ganzjährig aktiv sind. Ein weiterer Grund ist, dass inzwischen alle zwei Jahre eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet werden – und nicht wie in der Vergangenheit alle drei Jahre. Neue Forschungen zeigen außerdem, dass in Bezug auf FSME eine hohe Dunkelziffer existiert: Das Virus wird siebenmal häufiger übertragen als bisher angenommen. Die Impfung sei daher wichtiger denn je, auch für Kinder.

Prof. Dr. Ute Mackenstedt erklärt, dass die Zeckenaktivität 2023 extrem früh startete, was man an den FSME-Zahlen erkennen könne. „Auch in diesem Jahr gibt es bereits erste Fälle in Baden-Württemberg und Bayern. Bei einem Vorlauf von vier Wochen bis zur Diagnose muss die Infektion mitten im Winter stattgefunden haben. Zecken haben also keine Winterpause mehr, das FSME-Geschehen verlagert sich nach vorn“, erklärt die Parasitologin. Zudem identifizieren die Forschende immer mehr sogenannte Naturherde, also kleine, räumlich begrenzte Gebiete, in denen viele FSME-positive Zecken vorkommen. „Diese Bereiche können z.B. die Größe eines halben Fußballfeldes haben“, schilderte Prof. Dr. Mackenstedt. Dabei gäbe es in Süddeutschland mehr Naturherde als im Norden.

Dass längst nicht alle FSME-Fälle entdeckt werden, das zeigen neue Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Gerhard Dobler. Er hat für seine Forschung im Ortenaukreis Blutproben von Blutspendenden untersucht. Mit einem neuen Testverfahren kann er zwischen Antikörpern aus einer Impfung und aus einer natürlichen Infektion unterscheiden. „Wenn man die nicht erkannten Infektionen einbezieht, ist das Risiko einer FSME-Infektion in dem Kreis um ein siebenfaches höher als bisher angenommen“, hält Prof. Dr. Dobler fest. „das Infektionsgeschehen ist also sehr hoch, auch wenn eine Infektion nicht immer zur Erkrankung führt.“

Dr. Gerhard Dobler rät dringend zur FSME-Impfung. Auch für Menschen außerhalb des Risikogebietes sei eine Impfung sinnvoll. Besonders für Kinder sei die Impfung empfehlenswert. „Auch bei Kindern kann es einen schweren Verlauf geben – bis hin zur künstlichen Beatmung und Ernährung. Vor dem Hintergrund der steigenden Fallzahlen ist daher auch eine Impfung von Kindern dringend anzuraten“, erläutert er.

www.uni-hohenheim.de

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